Heute, am 8. Dezember 2010, Peter Richter in der FAZ:
Die Ausbeutung der Bilder
“Potosí-Prinzip” in Berlins Haus der Kulturen der Welt
Wer die Hölle nicht kennt, dem muss sie eben ausgemalt werden, sonst sitzen die Ängste nicht da, wo sie sollen. So gesehen, ist es kein Wunder, dass sich gerade im Hochland der Anden die barocken Postrimerías häuften, Darstellungen des Todes und dessen, was danach kommt – Jüngstes Gericht, Paradies oder Höllenqualen. Eine besonders detaillierte und eindrucksvolle Folterhölle hängt seit 1705 in der Dorfkirche von Caquiaviri bei La Paz in Bolivien und darf nicht nach Europa reisen. Die Bolivianer fürchten, dass ihr Gemälde in europäischen Museen enden könnte. In Madrid, wo die Ausstellung “Das Potosí-Prinzip” zuerst gastierte, sind maßgebliche Stellen nach wie vor der Ansicht, dass Kunst aus der Zeit des spanischen Vizekönigreichs Perú spanische Kunst ist und nicht bolivianische.